Dienstag, 12. Juni 2007

Indonesien - Mittwoch – Prambanan/ Kraton






Am Mittwoch, um 0330 Uhr in der Fruehe, nach nur zwei Stunden Schlaf, klingelt mein Handy. Ich dusche mich und ziehe meine zurechtgelegten Klamotten an. Dann pruefe ich noch mehrmals meine Checkliste, um mich zu versichern, dass ich auch alles Noetige, fuer die kommenden fuenf Tage auf der indonesischen Insel Java, im Koffer habe. Meine beiden Gepaeckstuecke sind leicht, da ich auf Alizas Hinweis nicht viel mitnehme.

Wie immer freue ich mich riesig auf den bevorstehenden Flug. Ich fahre mit Sarodin und Aliza in einem Taxi auf den leeren Autobahnen zum Abfertigungsgebaeude der Billigfluggesellschaften (LCCT) am Flughafen von Kuala Lumpur.

Auf dem zwei Stunden dauernden Flug lese ich mein franzoesisches Buch. Wenn ich das Buch lese, verstehe ich fast alles, aber selbst Saetze bilden faellt mir schon seit langem sehr schwer, da man einfach keine Uebung hat, keine Leute, die mit einem Franzoesisch sprechen.

Unsere maschine landet auf der qualitativ schlechten Asphaltpiste des Flughafen Surakarta (Solo) in Zentraljava. Ich vergesse zu klatschen, da ich ein Foto schiessen moechte und bemerke das die Batterien voellig leer sind. Die meisten von euch wissen sicher, wie verrueckt ich nach Flughaefen und Luffahrt bin und was fuer eine Notlage die leeren Batterien fuer mich bedeuten.

Als ich das Ankunftsgebaeude betrete, bin ich mir sicher, dass ich noch nie auf einem so kleinen Flughafen gelandet bin. Flughafengebuehr, Passkontrolle, Gepaeckausgabe und Reiseveranstaltungsburoes befinden sich in einem einzigen Raum, der nicht viel groesser ist, als mein Klassenzimmer. Bevor ich die Flughafenhuette verlassen kann, muss ich noch einen indonesischen Offiziellen, der mich wegen eines fehlenden Zettels (der mir kurz vorher von einem anderen Beamten abgenommen worden war) nicht durchlassen moechte, mit mehreren Entschuldigungen abwimmeln.

Die reine gewissheit in Indonesien zu sein, laesst in mir Freude aufsteigen. Ein Bekannter Sarodins holt uns mit seinem Toyota Kijang (dieses Jeep-Modell macht mehr als die Haelfte aller Autos in Indonesien aus) ab.

In einem Restaurant, neben der Landstrasse nach Yogyakarta (Jogjakarta), nehmen wir unser Fruehstueck ein. Hier faengt fuer Sarodin die „Fressorgie Java“ an. Ich koste Kuhhaut-Keropok (Keropok Kulit Sapi) und die anderen Gerichte auf dem Tisch. Sarodin hat blitzschnell sein Malaiisch auf Javanisch umgestellt. Als ich mich mit dem mann unterhalte faellt mir auf, dass es mir deutlich schwerer faellt Javaner als Makassaren auf Bahasa Indonesia zu verstehen.

Die naechste Station ist Prambanan, eine hinduistische Tempelanlage, die um 850 erbaut wurde und danach verfiel. Die Rekonstruktion begann 1920. Prambanan ist eine der Haupt-Toristenattraktionen in der Region um Yogyakarta.

Da ich kein Eingeborener, sondern ein Westler bin, kostet mein Eintritts-Ticket nicht 9000 Rupiah (~80 Eurocent), wie fuer Sarodin &Co., sondern 6 USD. Solch eine Regelung gibt es auch nur noch in sehr wenigen Laendern.

Die Tempelanlage ist sehr schoen. Meinen Begleitern sind die Temperaturen zu hoch, weswegen sie sich unter einem Baum niederlassen. Die groesste Tempelgruppe, namens Trisakti, kann man seit dem Erdbeben vor einem Jahr nicht mehr betreten, da Steinschlaggefahr besteht. Das Epizentrum des Erdbebens war nur unweit von Prambanan, weshalb die Tempel stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Bei dieser Naturkatastrophe verloren 6000 Menschen ihr Leben.

Ich bewundere die schoenen Bilder in der Tempelverkleidung, die in den Vulkanstein gehauen wurden. Ploetzlich spricht mich eine indonesische Schuelerin in gebrochenem Englisch an und fragt mich, ob sie mir etwas ueber die Tempel erzaehlen wuerde. Ich willige auf Indonesisch ein. Mehrere andere Schueler kommen hinzu. Alle freuen sich, dass ich Indonesisch spreche. Da sie aber ihr Englisch erproben wollen, muss ich ins Englische wechseln. Die Aussprache ist nicht sehr schoen, aber ich bewundere das Maedchen, wie sie so eine lange Geschichte auswendig gelernt hat.

Wir gehen gehen zu einem anderen Schrein und ich erfahre, dass der Legende nach ein Mann die Tempelanlage in einer Nacht erbauen liess, um seine Liebe einer Prinzessin zu zeigen. Sie erzaehlt noch viele weitere Geschichten und Einzelheiten, die ich nicht alle behalten kann. Der Schrein ist sehr schoen und ich kann die Tempel sogar betreten.

Nach dem Mittagessen, kommen wir gegen Nachmittag in Yogyakarta an und ich bekomme eine Fuehrung durch den Koenigspalast (Kraton) auf Indonesisch, was fuer mich dann doch eine Herausforderung ist. Mir wird erklaehrt, dass frueher der Koenig von einem Balkon aus, badende, schoene Frauen im Schwimmbecken des Spa-Bereichs beobachtete und sich dann eine aussuchte, um mit ihr alleine in einem anderen Schwimmbad des Palastes sich zu vergnuegen. Ausserdem spielt der nahegelegen Vulkan Merapi in der Gebaeudearchitektur eine grosse Rolle. Wir gehen durch einen Tunnel und unser Fuehrer zeigt mir eine fuenfgeteilte Treppe, die ehemals in einer bestimmten Weise begangen wurde, bevor man betete. Dann werde ich durch zwei Sovenirlaeden mit kitschigen Batikbildern (Batik= Traditionelle Technik, mit der man vor allem Stoffe, mit Hilfe von Wachs, faerbt) geschleust. Die Verkaeufer sind hartnaeckig und versuchen mir mit vielen Tricks etwas anzudrehen.

Danach geht es weiter. Auf dem Rundgang durch das Viertel besteige ich den koeniglichen Speisesaal und weitere Gebaeude. Auf dem Dach eines Palastgebaeudes sitzen verstreut Liebespaare, denn unverheiratet trauen sich nur die mutigsten Paare auf der Strasse sich so zu verhalten, wie dort oben.

Am Ende des Rundgangs stosse ich wieder zu Aliza, Sarodin und seinem Freund. Wir fahren zur Hauptstrasse Yogyakartas. Dort gibt es zahlreiche Strassenrestaurants, die erst ab etwa 2200 Uhr aufgebaut werden. Wir entscheiden uns fuer ein belebtes und bestellen die lokale Spezialitaet: Gebratener und gegrillter Vogel. Ausser der gekochten Kuhhaut schmeckt es auesserst lecker.

Das Haus des Bekannten befindet sich acht Kilometer von der Kueste entfernt. Auf dem Weg dorthin sehe weitere, durch das Erdbeben, zerstoerte Haeuser. Im Haus lebt auch die 103-jaehrige Urgrossmutter und damit vier Generationen. Ich kann mich nicht errinnern eine 100-jaehrige Person je getroffen zu haben und freue mich ueber ihren gesunden Zustand.

Mein Schlafplatz ist eine duenne Matratze, aber das reicht mir.

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