Mittwoch, 13. Juni 2007

Indonesien – Donnerstag – Kueste/ Borobudur






Nachdem ich aufgewacht bin und geduscht habe, frage ich die Frau unseres Freundes, ob es ein Fahrrad im Haus gibt, um damit zur nahe gelegenen Kueste zu fahren. Die Frau ist sehr nett, ich habe gestern Abend mich noch eine Weile unterhalten. Sie und ihr Mann arbeiten fuer die deutsche ARD, koennen aber kein Deutsch sprechen, dafuer aber fliessend Franzoesisch.

Sie zeigt mir ein kleines Fahrrad und ich mache mich, mit meiner Digi in der Hosentasche, auf den Weg. Rechts und links der kleinen Strasse befinden sich Reisfelder und auch ein paar Chillifelder.

Als ich durch ein kleines Dorf fahre laeuft vor mir eine Schulklasse zurueck zur Schule. Warscheinlich haben sie gerade Sportunterricht. Mir kommen lachende Bauern auf ihren motorbetriebenen Holzkarren entgegen. Freundlich rufen mir Alte hinterher, wenn ich sie mit meinen Standardsaetzen auf Javanisch begruesse. Die Temperaturen sind noch angenehm, aber es ist ja auch 0700 Uhr morgens. Ein wackeliger Ueberlandbus blaesst mir seinen tiefschwarzen Abgas ins Gesicht.

Nach mehreren kurzen Fotostopps, halte ich an einem Reisfeld an, welches gerade bearbeitet wird. Neben der Starsse sind Plastimatten ausgebreitet. Im Reisfeld schneidet ein junger Feldarbeiter die Reispflanzen ab. Ein aelterer Bauer schleudert die Reispfalnzen auf einen Holzbock. Dabei fallen die Reiskoerner ab. Auch das Feld daneben wird neu bestellt. Ein Mann schaufeld den Schlamm um. Ich mache ein Fotos und wechsele ein paar Worte mit dem alten Mann, bevor ich ihn frage, ob ich auch mal probieren duerfte was er macht. Ich darf, aber in diesem Moment kommen Sarodin und sein Freund auf einem Motorroller angeknattert. Zunaechst fliegen die meisten Reiskoerner nicht, wie vorgesehen nach vorne, sondern auf meinen Ruecken, nach einer Weile klappt’s aber. Wir verabschieden uns. Sarodins Freund sagt es sei besser, erst nach Hause zu zurueckzufahren und dann mit dem Auto zur Kueste. Ich besteige das Fahrrad und Sarodin auf dem Mofa schiebt mich an. Mit atemberaubender Geschwindigkeit duese ich auf meinem Velo neben dem Mofa her und habe zwischenzeitlich ein wenig Angst es koennte etwas passieren.

Zu Hause steigen wir ins Auto um. Aliza wird in einem anderen Dorf gerade massiert.

Die Kueste besteht aus steilen Klippen und grauen Duenen (Vulkanischer Sand). Im Meer kann man wegen den hohen Wellen und dem schnell abfallenden Ufer nicht surfen oder gar schwimmen. Der Ausblick ist toll, aber weiteres ueber die Kueste zu erzaehlen, waere langweilend.

Auf dem Rueckweg setzt uns unser Freund an einem kleinen Dorfmarkt ab. Mein Vater kauft 10 kg einer bestimmten Frucht ein (deutschen Namen habe ich bis jetzt nicht gefunden).
Wir fahren alle gemeinsam in Richtung Borobudur, aber seine Frau steigt an der Universitaet Yogyakarta aus. Sie arbeitet dort als Franzoesisch-Dozentin.

Wie beim Besuch des Prambanan-Komplexes, ist der Prakplatz vom Borobudur-Gelaende ueberfuellt mit Souvenirlaeden. Borobudur ist eine buddhistische Tempelanlage, die um 850 erbaut wurde und danach verlassen wurde und bis 1850 unter einer Vulkanasche-Schicht lag. Er ist, wie die Porta Nigra in Trier Weltkulturerbe der UNESCO. Mitte des 20. Jhds. wurde jeder einzelne Steinblock (aus Vulkanit) gereinigt, gekennzeichnet und wieder in die Anlage eingefuehgt.

Ich finde Borobodur einen der schoensten Tempel, die ich je gesehen habe, auch wenn er noch so langweilig schwarz ist. Wir gehen mehrere der Terassen entland und gucken uns die Steinbilder an, die das Leben Buddhas erzaehlen.

Auf den obersten Terassen befinden sich 72 Stupas, in denen steinerne Buddhafiguren sitzen. Unser Freund sagt mir, dass die Legende besagt, dass wenn man mit dem Arm durch das Steingitter greift und die Genitalien der Buddhafigur erfassen kann, ein Wunsch in Erfuellung geht. Ich schaffe esnicht und alle anderen die ich dabei beobachte auch nicht.

Ausserhalb des Gelaendes bestellen wir in einem Lokal junge Kokusnuesse. Von denen habe ich jetzt schon ganz viele hier getrunken/gegessen. Sie sind sehr lecker.

Nach dem Tempel-Besuch geht es zum Bahnhof von Yogyakarta. Wir wollen jetzt schon die Fahrscheine fuer die Fahrt nach Bandung kaufen. Ich erwarte einen abgewrackte, vom Monsun bezwungenen Bahnhofskomplex, aehnlich wie in Vietnam oder Indien. Voller Erstaunung finde ich jedoch ein gut gepflegtes Bahnhofsgebaeude im Kolonialstil vor. Respekt, das haette ich der indonesischen Bahngesellschaft nicht zugetraut.

Wir gehen noch einmal essen und uebergeben dem Mann von Mbak, unserer Haushaltshilfe, eine Tuete, die sie uns nach Indonesien mitgegeben hat.

Um 2330 Uhr besteigen wir den Zug nach Bandung. Unser klimatisierter Waggon ist in Bezug auf Komfort um Klassen besser, als jede deutsche erste Klasse, die ich kenne. Die breiten, angenehmen Schlafsessel werden zu fast horizontalen Betten. Gerade moechte einschlafen, da kommt das Zugpersonal mit leckerem Curry-Huehnchen herein und reicht mir wortlos einen Teller. Kostenlos? – Denkste, Craig! Nach dem Schmaus kommt ein weiterer Angestellter und sammelt das Geld ein. Auch wenn es weniger, asl einen Euro kostet, ist es eine indonesische Unart, den Kunden nicht vorher ueber die Kosten zu informieren.

Bei pfeilschnellen 50 km/h, steil bergan, schlafe ich ein.

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