Samstag, 13. Oktober 2007

Hari Raya Aidilfitri





Selamat Hari Raya. Minta Maaf Zahir dan Batin – oder, wie man auf Javanisch sagt – Lu pot te kulo seng ake-ake di ngapuro. Mit diesen beiden saetzen habe ich heute Leute begruesst und sie mich auch, denn heute ist Hari Raya (Tag Fest), der erste Tag nach dem Fastenmonat Ramadan. Beide saetze bedeuten so viel wie: Frohes Feiern und vergib mir fuer die mentalen und physischen Schmerzen, die ich dir zugefuegt habe.

Ich habe neben dem malaiischen Satz auch die javanische Entsprechung gelernt, da wir heute den ganzen Tag im Haus der Mutter von Sarodin gefeiert haben und diese ist javanischer Abstammung. Im Haus koennen die meissten Javanisch sprechen oder zumindest verstehen. Deshalb haben sich die Besucher und alle anderen auch immer riesig amuesiert wenn ich die javanische Redewendung los gelassen habe.

Ich treffe fast alle Verwandten Sarodins Seite wieder und wir ziehen von Haus zu Haus im Kampung (Dorf). Wie in Grossmutters Haus, sind auch die anderen Haeuser fuer Besuche vorbereitet. Viele Stuehle und andere Sitzmoeglichkeiten sind aufgebaut. Auf den Tischen stehen unzaehlige kleine Glasschuesseln mit Suessigkeiten, Gebaeck und Kuchen darin. Typische Speisen sind Butterkekse, Soya-Produkte, speziellgegarter Reis in Blaettern von Kokusnussplamen oder gekocht im Bambusrohr, Schokoladenbrownie schlechter Qualitaet, Rosinen, getrocknete und eingelegte fruechtestueckchen und das wichtigste: Datteln in allen Reifestufen und haeufig direkt aus Mekkah.

Wenn man sich verabschiedet bekommen die Jugendlichen und Kinder ein Geldgeschenk in einem kleinen Papiertuetchen. Diese Tradition haben die Malaiien von den Chinesen uebernommen (siehe auch Artikel ueber Chinese New Year).

Als man mir frueher in diesem Jahr von Hari Raya erzaehlte, betonten die Menschen immer die pausenlose Essensorgie an diesem Tag. Dem kann ich nach meinen Beobachtungen zufolge nicht entgegen setzen. Die Leute haben sich ihre Maegen voll geschlagen. Der Uebergang zwischen Fruehstueck, Mittagessen und Abendessen war nicht zu erkennen.

Nicht nur die Dorfleute, auch wir haben unser Haus fuer die Festlichkeiten „aufgemoebelt“ und herausgeputzt. Ich habe bereits Tage vorher damit begonnen. den kompletten Holzlatten-Zaun mit neuem Lack zu bestreichen. Ausserdem haben wir die Vorhaenge und Kissenbezuege im Wohnzimmer der Farbe unseres (Sarodin, Danial und ich) Baju Melayus, naemlich Rot, angepasst. Das Weinrot hatte ich damals auf unserer Indonesien-Reise in einem Markt ausgesucht.

Bevor der heutige Tag ueberhaupt richtig angefangen hat, sind wir gemeinsam um 0800 Uhr zur Moschee in unserem Stadtviertel gegangen und haben am Zusatzgebet teilgenommen. Mittlerweile hat mir Danial beigebracht, wie man betet. Leider hats aber nicht geklappt, denn als ich die koerperwaesche vornahm fuellte sich die Moschee so schnell, dass ich keinen Platz mehr im hinteren Bereich finden konnte. Vor den Menschen moechte ich nicht beten, da ich mein Muslim bin.

Hari Raya wird uebrigens nicht ueberall heute gefeiert. Im Nahen Osten wurde bereits gestern das Fasten beendet. In Indonesien richten sich einige Leute nach der Regierungsanweisung (heute), waehrend ein nicht unerheblicher Teil der Bevoelkerung sich nach den islamischen Gelehrten bzw. Saudi Arabien richtet und damit schon gestern feiern konnte.

Ich hoffe bald mehr ueber die letzten Tage berichten zu koennen. In diesem Sinne: Selamat Hari Raya.

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